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Radtour Uckermark

Meine Freundin Sue wollte übers Wochenende mit dem Rad durch die Uckermark. Da musste sie mich natürlich nicht zweimal fragen. Wir wollten erst an zwei Tagen um die Uckerseen, aber die Route war gar nicht so lang (50km). Das schafft man auch an einem Tag. Also schaute ich online nach Radtouren zu den Uckerseen und stieß schnell auf den Uckermärkischen Radrundweg.

Dieser Radweg wurde 2006 eröffnet und ist 260 km lang. Offizielle Radwege sind ja immer eine sichere Bank, wenn es um Landschaft, Beschilderung und Wegbeschaffenheit geht. In einem Punkt war dieser Teil des Radweges leider doch eher enttäuschend.

Radtour Uckermark

Nun denn. Am Samstag morgen haben wir uns aufgemacht und sind mit Sack und Pack vom Berliner Hauptbahnhof mit dem Zug nach Schwedt gefahren. Der Zug war voll mit Menschen, die ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs waren. Es war dicht gedrängt und einige waren ein wenig panisch, dass sie es nicht mehr in den Zug schaffen würden. Ging aber alles gut. Die meisten stiegen dann aber in Eberswalde und Chroin aus.

In Schwedt angekommen fuhren wir über Bahnhofs- und Karl-Marx-Straße Richtung Oder. Die erste Strecke führt entlang auf dem Oder-Neiße-Radweg. Es waren 28°, die Sonne schien ganz wunderbar, es waren kaum Radfahrer unterwegs. Aus meinem Bluetooth-Lautsprecher dudelte Bob Marley vor sich hin. Herrlich.

Dann ging es über die Brücke auf die andere Seite der Oder. Bagger und Baustellenfahrzeuge und ein „Einfahrt verboten“-Schild lachten uns an. Der Zaun, der vor dem Radweg stand, war schon beiseite geschoben und so fuhren auch wir fröhlich voran. Nun direkt auf dem Deich. Links die Oder, rechts blassgrüne Getreidefelder soweit das Auge reicht.

Der Deich samt Radweg endet abrupt. Wir müssen unsere Räder durch ein Stück Sand schieben. Später nochmal. Geht aber. Hinter uns kam dann ebenfalls eine Truppe Radfahrer, die es uns gleichtaten.

So fuhren (oder schoben) wir weiter entlang der Oder. An der nächsten Brücke haben wir dann wieder rüber gemacht durch das kleine Dörfchen Gatow. Ab hier war der Uckermärkische Radrundweg dann wunderbar ausgeschildert. Wir mussten immer auf den Roller achten.

Weiter nach Hohenfelde. Die Uckermark ist ja schon sehr hügelig. Das merkten wir hier zum ersten Mal. Es ging jetzt nicht super steil bergauf, aber lang und stetig. Dazu die Hitze. In Hohenfelde brauchte ich erstmal eine Pause. Wir bogen von der Hauptstraße rechts ab und setzten uns an der Dorfkirche ins grüne Gras. Es gab Kekse, Wasser und eine Zigarette für Sue.

Über Kunow, Kummerow, Jamikow und Schönow ging es fröhlich weiter. Bergauf, bergab. Außer Atem oder jubelnd im Fahrtwind. Was jedoch hier schon mächtig störte, war die Tatsache, dass die Radroute fast ausschließlich auf der Straße entlang ging. Also wirklich direkt auf der Straße, nicht auf einem Radweg daneben o.ä. Das war wirklich ätzend. Die Straßen waren an diesem Samstag nicht viel befahren, aber dennoch habe ich mir von einem offiziellen Brandenburger Radweg mehr versprochen bzw. kenne ich es von der Radroute Historische Stadtkerne auch ganz anders.

Nichtsdestotrotz war die Landschaft natürlich ganz wunderbar. Die Felder und Wiesen voll Klatschmohn und Kornblumen waren für mich Städter mal wieder eine gelungene Abwechselung für die Augen.

Radtour Uckermark

Kurz vor Blumberg ging der Radweg dann von der Straße ab auf eine asphaltierte Fahrradstraße – Endlich. Und hier fuhren wir dann auch an Wiesen voller Mohn vorbei. Wir waren im Paradies und ich konnte mich an diesem leuchtenden Rot einfach nicht satt sehen.

Die Freude über Radweg und Mohn wurde aber jäh zerstört als die Wegbeschaffenheit unterirdische Dimensionen annahm. Es ging dann nämlich über einen 70er Jahre Plattenweg, der seitdem vermutlich auch nicht erneuert wurde, da die einzelnen Platten nun uneben aneinander lagen und die Radtour eine holprige Angelegenheit wurde. Dies gipfelte in eine leicht ansteigende Straße mit Kopfsteinpflaster, auf der an diesem Samstag Nachmittag allerhand Traktoren unterwegs waren. Ich hab mein Fahrrad geschoben, Sue hat sich durchgequält.

In Zichow angekommen haben wir dann erstmal unter einem Baum eine kleine Rast gemacht. Ich hatte Bierchen im Gepäck, welches wir uns hier erstmal aufgemacht haben – nach der Strecke auch wohl verdient 🙂 Am Horizont taten sich jedoch bereits dunkelgraue Wolken auf. Der Wetterbericht hatte leichte Gewitter vorausgesagt.

Radtour Uckermark

Wir fuhren weiter, in der Hoffnung wir finden im nächsten Ort Gramzow vielleicht eine Lokalität zum Einkehren, wo wir den Regen abwarten können. Bis hierher war es nämlich eher mau mit Einkehrmöglichkeiten. Am Markt gab es eine kleine Eisdiele. Die Wolken wurden immer dunkler, daher wollten wir hier den Regen abwarten. Ich hatte eine Soljanka (wie immer), die leider nicht so gut war, und Sue eine Portion Pommes. Als Nachtisch gab es noch ein Eis in der Waffel-Muschel. Kindheitserinnerungen jucheee.

Das befürchtete Gewitter kam in wenigen Regentropfen herunter, sodass wir nach dem Essen wieder aufbrechen konnten. Die Sonne kam auch wieder heraus.

Den Rest des Weges ging es auch wieder direkt auf der Straße entlang. Über Koboltenhof und Blankenburg nach Seehausen am Oberuckersee. Landschaftlich auch hier wieder ganz wunderbar mit Feldern und Wiesen bis zum Horizont.

Unsere Unterkunft hatten wir vorher bereits gebucht. Wir übernachteten im Bäumi Hof. Ein ehemaliger Gutshof. Unten wohnen die Eigentümer, oben werden 3 Zimmer vermietet. Das Zimmer war neu und wirklich toll. Eine Mischung aus Modern und Landhausstil. Vom Fenster aus hat man einen Ausblick auf kleine Koppeln mit Ponys und Ziegen.

Übernachtungstipp: Bäumi Hof, Dorfstr. 16, 17291 Oberuckersee OT Seehausen, www.bäumi-hof.de

Wenn man so unterwegs ist, merkt man es kaum, aber als ich mich dann aufs Bett legte, war ich dann doch ganz schön fertig. Die knapp 60km haben dann doch etwas geschlaucht.

Radtour Uckermark

Es war erst 18 Uhr und in Seehausen war jetzt so erstmal nichts los. Der Eigentümer der Pension empfahl uns nach Quast zu fahren, was wir dann auch taten. Hier gibt es eine kleine Badestelle samt Restaurant. Wir holten uns Bier und setzten uns an Ufer. Kinder spielten im Wasser, ein Mann übte sich im Standup-Paddling, Sonne und Wolken zauberten tolle Bilder in den Himmel. Uckermark. Schön ist es hier.

Später ziehen wir noch ins Restaurant um. Ich probiere nochmal eine Soljanka, die diesmal viel besser ist. Wir trinken noch einen Absacker, bevor wir uns im Halbdunkel wieder zur Pension aufmachen. Zurück in der Pension wurden wir mit einem tollen Sonnenuntergang belohnt, den wir direkt aus unserem Fenster sehen konnten.

Von der Wegbeschaffenheit dieser Strecke war ich wirklich sehr enttäuscht, landschaftlich war es aber natürlich Dank Mohn und Kornblumen ganz zauberhaft. Und überhaupt ist es immer wieder toll mal rauszukommen und die Stadt zu vergessen.

Hier geht’s zu Tag 2 unserer Radtour durch die Uckermark.

 

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