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Friedrichshain ist neben Mitte schon mein Heimat-Kiez. Wenn man das überhaupt noch Kiez nennen kann 🙂 Daher ist es doch umso spannender eben diesen mal mit dem Fahrrad zu erkunden. Es gab doch noch eine Reihe Ecken, die ich so noch nicht kannte und mir daher für meine Tour zurecht gelegt habe.
Los geht es am Strausberger Platz. Von hier bis zum Frankfurter Tor erstrecken sich die schönen sog. Zuckerbäckerbauten aus Zeiten der DDR. Auf den fast zwei Kilometern entstand nach verheerenden Kriegszerstörungen bis 1960 die wohl monumentalste Straßenbebauung des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Die gesamte Straße wurde auf 90 Meter verbreitert und die Häuser wurden nach Vorgaben der Partei im stalinistisch-neoklassizistischen Stil der 50er Jahre errichtet. Die Fassaden wurden teilweise mit Ornamenten verziert und versprühen heute noch einen ganz besonderen Charme.
Auf der Karl-Marx-Allee lässt es sich herrlich Fahrrad fahren. Fahrradwege und Bürgersteige sind wunderbar breit. Es geht über die Straße der Pariser Kommune hinweg und an der eingerückten Ubahn-Station rechts auf einen Fußweg. Hier geht’s in einen meiner Lieblingskieze – man ist schon im Friedrichshain, aber es scheint noch ein bisschen die Zeit stehen geblieben zu sein.
An der Hildegard-Jadamowitz-Straße befindet sich die Weberwiese, die der Ubahn-Station ihren Namen gibt. Gegenüber seht ihr das wohl erste „sozialistische Haus“ in Berlin, welches größtenteils aus wiederverwendeten Ziegelsteinen aus den Trümmern des 2. Weltkrieges errichtet und am 1. Mai 1952 feierlich übergeben wurde. Der Name „Weberwiese“ geht auf die Nutzung des Platzes als Bleichplatz der Weber und Färber zurück, die bis Ende des 19. Jahrhunderts in Hütten rund um diesen Platz wohnten.
Weiter geht es auf der Hildegard-Jadamowitz-Straße, dann rechts in die Gubener Straße. Bei den Häusern in der Gaudenzer Straße könnte man meinen man ist in einer brandenburgischen Kleinstadt. Kaputte Straßen, Altbauten und 5-geschossige Altneubauten. Auf der rechten Seite wartet dann auch noch ein sehr DDR-mäßiger und so überhaupt nicht gentrifizierter Wohnblock auf in braungrau mit Holzbalkonen. Wahnsinn! Zeitreise extrem.
An der nächsten Querstraße geht es rechts in die Wedekindstraße. Cineasten werden es sofort sehen, hier wurde „Das Leben der Anderen“ gedreht. Und auch in den letzten 9 Jahren hat sich hier optisch nicht viel getan – ich mag es total. Eine wirklich schöne Gegend und so gar nicht Berlin.
Weiter geradeaus fahrt ihr auch schon geradewegs auf das Berghain zu. Ja dieser riesige Betonklops an der Ecke Rüdersdorfer ist das Berghain, der wohl bekannteste Technoclub der Welt. Ich war noch nie drin, auf Anstehen hab ich da einfach keinen Bock. Das Gebäude war eine Lagerhalle eines ehemaligen Güterbahnhofs und von 1999-2003 befand sich hier bereits der Technoclub OstGut.
Es geht weiter nach rechts auf der Rüdersdorfer bis zum Franz-Mehring-Platz. Hier links. Immer geradeaus fahrt ihr direkt auf die East Side Gallery zu. Hier empfehle ich vom Fahrrad abzusteigen und zum einen den Park hinter der Mauer zu besichtigen und auch einfach mal direkt an der Mauer entlang zu laufen. Ich glaube, bewusst habe ich das vorher noch nie gemacht. Wenn ihr Glück habt, sind auch nicht so viele Touris da 🙂 Was mittlerweile auffällt, dass sich zu der ohnehin architektonisch weniger schönen O2 World nun immer mehr hässliche überteuerte Häuser gesellen. Es scheint, dass alles zugebaut wird. Schade…
Es geht immer weiter geradeaus bis zur Warschauer Brücke, wohl eine der schönsten Brücken Berlins. Ein kleiner Schlenker auf die Brücke lohnt sich für die schönen Ausblicke. Ein kleines Stück geradeaus und an der nächsten Ampel nach links in die Ehrenbergstraße und den Rudolfkiez. Das Wohngebiet entstand größtenteils Anfang des 20. Jahrhunderts als Wohnsiedlung für die Mitarbeiter des dort ansässigen Glühlampenwerkes. Der Kiez ist wirklich schön, hier war ich noch nie. Es geht die Rotherstraße lang zum Zentrum des Kiezes, dem Rudolfplatz mit der Zwinglikirche. Immer geradeaus bis zum Markgrafendamm, dann rechts und gleich wieder links. An der Ecke befindet sich der Club „Wilde Renate“, hier geht es auf die Halbinsel Stralau.
Die Halbinsel Stralau kann man wunderbar mit dem Fahrrad entlang des Uferweges erkunden und herrliche Blicke auf die Spree genießen. Sonst ist hier auch extrem viel gebaut worden. Wohnen möchte ich hier eher nicht so, aber wem’s gefällt.
Es geht immer weiter am Wasser entlang bis auf die andere Seite. Da 5 Grad Außentemperatur herrschten, war mir spätestens hier doch etwas kalt. Umso schöner, dass ein Schild von Crêpes und Kaffee schwärmte. Kurzerhand bog ich nach links in den Alice-und-Hella-Hirsch-Ring ein. Hier haben Jürgen und Farah in ihrem Haus das zuckersüße Café „Crêpes à manger“ aufgemacht. Hier konnte ich mich aufwärmen und den herzlichen Erzählungen von Jürgen lauschen.
Dann geht es wieder zurück auf der Hauptstraße unter den Bahntrassen in den Kaskelkiez. Was für ein Kiez – einmal komplett von S-Bahn-Anlagen umgeben, zwischen Nöldnerplatz, Rummelsburg und Ostkreuz. Entstanden als klassischer Arbeiterkiez für die umliegenden Fabriken. Auch Heinrich Zille studierte und zeichnete hier das „Milljöh“. Ein schöner Kiez mit ruhigen Straßen, schönen Altbauten und kleinen Läden. Der Tuchollaplatz ist besonder schön, samt Eisenwarenladen – herrlich.
Nach einem kleinen Schlenker geht es unter den Bahntrassen in die Boxhagener Str., den wohl bekanntesten Teil von Friedrichshain. Hier kann man sich wunderbar treiben lassen, eines der zahlreichen Cafés aufsuchen oder den Boxi-Flohmarkt am Wochenende aufsuchen.
Die Tour geht entlang der Wühlischstr (Abstecher-Tipp: Die Knorrpromenade ist ein architektonisches Highlight inmitten der doch sehr gleichen Altbauten), mit einem Schlenker zur Modersohnbrücke (herrlicher Ausblick, speziell auch zum Sonnenuntergang) und weiter zum RAW-Gelände. Letzteres eines der so wunderbaren Brachen Berlins mit zahlreichen Clubs und Bars, wie dem Cassiopeia, Suicide Circus oder dem Astra Kulturhaus. Ein Abstecher lohnt sich.
Dann weiter Richtung Norden über die Frankfurter Allee, die Samariter Straße hoch bis zur Bänschstraße mit der Samariterkirche. Hier nach links, über den Forckenbergplatz, die Eldenaer runter zur Hausburgstraße. Über die Landsberger Allee mit einem Schlenker in die Conrad-Blenkle-Straße. Hier ist die Pfarrkirche St. Corpus Christi sehr schön – vor allem dicht zugebaut mit angrenzenden Altbauten 🙂
Mit einem Schlenker geht es weiter zum Volkspark Friedrichshain. Mein persönlicher sommerlicher Hotspot und Haus- und Hof-Park 🙂 Ich liebe es hier. Hier trifft man sich im Sommer an den Volleyballfeldern, den Kletterfelsen, der Kuhle, der Titte oder wie man auch sonst noch diesen Ort nennen mag. Es wird gegrillt, getrunken, geklettert oder eben Volleyball gespielt. Tolle Sonnenuntergänge tun hier dann ihr übriges. Hier kann man sich auch wunderbar treiben lassen.
Raus geht es am Märchenbrunnen und über die Greifswalder Straße auf den Georgen-Parochial-Friedhof. Hier war ich vorher auch noch nie. Wahnsinn! Vorne ist noch alles gepflegt und weiter hinten ist es schon sehr verwildert, Grabmäler sind zerstört und es ist für einen so zentralen Friedhof schon recht dünn besiedelt. Die großen Grabmäler an den Außenmauern sind besonderen schön und teilweise schon echt alt. Ein Blick lohnt sich also…
Von hier geht es fix zum Alexanderplatz oder eben zum Startpunkt.
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Marcel
Liebe Tine, danke für diesen tollen Bericht! Friedrichshain is the Best in Berlin ;-).
Liebe Grüße
Marcel